Die während des Ersten Weltkriegs entstandene Kleinplastik zeichnet sich durch einen nahezu symmetrischen Aufbau von großer Klarheit aus. Dennoch wirkt die Figur nicht konstruiert; durch den nach hinten geworfenen Kopf mit den geschlossenen Augen und dem gespannten Gesichtsausdruck vermittelt sie einen für Kolbes Werk typischen Stimmungsgehalt und weist auf seinen "expressionistischen" Stil der Nachkriegszeit voraus. Nach der Berliner Galerie Cassirer und der Dresdner Galerie Arnold übernahm 1919 mit der Galerie Ferdinand Möller, Berlin-Potsdam, ein dritter Kunsthändler die Vertriebsrechte an Arbeiten von Georg Kolbe. Die 'Kauernde' wurde dort im selben Jahr erstmals gemeinsam mit Werken von Richard Scheibe und Gerhard Marcks in einer Ausstellung gezeigt. Als Pendant bot der Kunsthändler 1923 die 'Sitzende' (Inv.-Nr. P184) an, die in Größe und Komposition auf die 'Kauernde' abgestimmt ist. Wegen der großen Beliebtheit der Figur entschloss sich Kolbe 1940 zu einer zweiten Auflage, von der im Zweiten Weltkrieg jedoch nur drei Güsse ausgeführt wurden, darunter auch die Bronze im Georg Kolbe Museum.