In dem weltberühmten Barcelona-Pavillon, einem Inbild moderner Architektur, den Ludwig Mies van der Rohe 1929 für die Weltausstellung entworfen hatte, wurde in einem innen liegenden Wasserbecken Georg Kolbes „Morgen“ aufgestellt. Diese Figur war 1925 ursprünglich als Pendantfigur zum „Abend“ in den Ceciliengärten, einer Wohnanlage in Berlin-Schöneberg, realisiert worden. In der temporären Architektur des Pavillons, der nach Ausstellungsende wieder abgebaut wurde, kam nicht ein weiterer Bronzeguss – wie allgemein angenommen wurde – sondern der hell getönte Gips des „Morgen“ zur Aufstellung. Dieser wurde auf dem Rücktransport nach Berlin wegen unsachgemäßer Verpackung zerstört. Als der Barcelona-Pavillon 1985 an Ort und Stelle rekonstruiert wurde, musste man für den geplanten Guss der Kolbeschen Figur die einzig erhaltene Bronze in Schöneberg abformen. Dadurch entstand eine getönte Gipsversion, die als Ausstellungskopie Verwendung findet. In der Replik des Pavillons hingegen kam nun anders als im Ursprungsbau eine Bronzefigur zur Aufstellung, die paradoxer Weise den Anschein eines Originals erweckt.