Die 'Brunnenfigur' geht auf ein kleines Modell einer zarten Mädchengestalt für eine 1912 geplante Brunnenplastik zurück. 1919 überarbeitete Kolbe das Gipsmodell, indem er Gesicht und Körperformen straffte, Frisur und Gewanddrapierungen aber in harte, kubisch gebrochene Strukturen umbildete. Auftraggeber war der Direktor der Nationalbank für Deutschland, Julius Stern. Er ließ 1919 sein Landhaus in Geltow bei Potsdam von dem Architekten Henry van de Velde umbauen. Im Hof errichtete dieser eine Brunnenarchitektur für Georg Kolbes Steinfigur. Durch den Aufstellungsort erklärt sich die für Kolbe ungewöhnliche Einansichtigkeit der 'Brunnenfigur'. Die Steinplastik wurde 1954 von der Stadt Köln angekauft und dort im Opernhaus aufgestellt. Für den Berliner Kunstmäzen und Sammler Julius Stern hatten sowohl Kolbe als auch van de Velde schon früher Aufträge ausgeführt. 1900 richtete letzterer die Berliner Wohnung des Bankiers ein; 1906 porträtierte Kolbe Frau Malgonie Stern. Mehrere Steingüsse der 'Brunnenfigur' wurden von der Dresdner Galerie Arnold angeboten. In Bronze wurde die Plastik zu Lebzeiten Kolbes nur einmal gegossen. Sie war erstmals im Sommer 1919 in der 'Kunstausstellung Berlin' im Ausstellungsgebäude am Lehrter Bahnhof gezeigt worden; ein Steinguss wurde 1922 auf der Biennale in Venedig ausgestellt.