Von einer kleinen Ganzfigur eines Somali von 1912 wollte Georg Kolbe vermutlich eine lebensgroße Fassung ausführen. Die Spur des rechten Unterarmes ist am Rücken noch erkennbar. Der Künstler entschied sich jedoch dazu, die Figur zu torsieren. Kolbe hatte zuvor nur wenige Torsi geschaffen, auch in seinem späteren Werk blieben sie selten. Von der lebensgroßen Ganzfigur 'Somali' nahm er den Kopf mit Hals ab, trennte die Oberarme ab und entfernte das Geschlechtsteil. Die naturalistisch wirkende Ganzfigur erhielt hierdurch einen völlig anderen Charakter: Die Konzentration liegt nun auf dem aus den gekreuzten Beinen schlank aufwachsenden Rumpf, dessen Fragilität durch die Halsöffnung betont wird. Als Gipsmodell war der Torso 1912 in der Herbstausstellung der Berliner Secession zu sehen. Der Afrikaner, der Kolbe Modell stand und von ihm 'Charly' genannt wurde, hieß vermutlich Hassanó und war mit einem bei Max Slevogt zur gleichen Zeit posierenden Modell identisch. Neben den stehenden Figuren modellierte Kolbe 1912 auch einen 'Hockenden Somali'. 1915 entstand die große 'Statue eines Somali' in stilisierter Modellierung. Darüber hinaus haben sich mehrere Zeichnungen nach dem Modell 'Charly' erhalten (Inv.-Nr. Z138-Z147, Z175).