Der Maler Max Liebermann stellte sich in zahlreichen Selbstbildnissen dar, animierte aber auch andere Künstler, ihn zu porträtieren. Kolbe zeigte den über Achtzigjährigen mit leicht vorgeneigtem Kopf. In dem faltenreichen Gesicht signalisieren die hochgezogenen Augenbrauen die wache Beobachtungsgabe. Das Porträt soll auf Liebermanns Wunsch entstanden sein. Als Gegengabe für einen Bronzeguss durfte sich Kolbe ein Werk des Malers aussuchen; er wählte ein kurz zuvor entstandenes Pastell mit einer Allee (Inv.-Nr. Z2081). Das Bildnis war häufig ausgestellt; erstmals im Frühjahr 1929 in der Akademie der Künste in Berlin, deren Präsident Max Liebermann damals war. Kolbe gehörte zu den wenigen, die am 11. Februar 1935 an der Beisetzung Liebermanns teilnahmen, wie die Jüdische Allgemeine Zeitung vom 13. Februar berichtete.