Inhaltsangabe
Transkription
25. XI 14
Bork b/ Brück 
i. Mark 
Mein lieber Freund
hoffentlich bist Du nicht 
ungehalten über meine 
letzte Karte, die mich Dir 
als Flugmensch vorstellte. 
Es gibt Leute, die das für 
Unfug meinerseits erklären. 
Ich kann das nicht finden, 
weil ich weder leichtsinnig 
bin noch übermütig werde. 
Nachdem ich auch Ben(1) 
überzeugt habe, dass die 
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Fliegerei heute eine gut 
erlernbare, sichere Sache ist, 
fand sie meinen Entschluss 
sehr verständlich. 
Das System „Grade(2)“ ist heute 
nicht mehr das modernste, 
aber vielleicht das schönste, 
der Apparat ist so zierlich 
und harmonisch. Als 
Lehrmaschinen giebt es 
nur Einsitzer, sodass der 
Schüler vom Anfang an 
ganz selbstständig auftreten 
muss. Das Umlernen für 
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schwerere Maschinen ist 
dann eine Kleinigkeit. 
Wenn das Wetter günstig 
ist, hoffe ich, mein Piloten-
patent gegen Weihnacht zu 
haben. Darnach käme noch 
die Feldpilotenprüfung. 
Was ich mit meinen Künsten 
dann beginnen werde, ist 
selbstredend noch eine 
Frage der Zukunft. Zunächst 
war es mir persönlich darum 
zu tun, etwas Männlicheres 
zu treiben als im Atelier 
zu hocken. Das wirst Du ver-
stehen. Auf die AutoKolonne 13 
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zu warten, ist unerfreulich.
Hier bin ich unter 15 Schülern 
so ziemlich der Älteste – 
was aber durchaus keinen 
Nachteil bedeutet. 
Leider, lieber Freund, kann 
ich jetzt nicht daran denken, 
nach Dresden zu kommen. 
Die wenigen Stunden, die ich 
manchmal aussetze, muss 
ich im Atelier verbringen, 
um meinen Elberfelder 
Entwurf(3) vorwärts zu bringen.
Geht es Euch gut, auch Deinem 
Bruder. Bitte schreibe mir 
mal ein paar Worte nach 
Berlin. Viel Herzliches an Euch 
Dein Georg –
 
                     
                     
                     
    