Transkription
3.VII 46
Liebe verehrte Frau Ritter, heute brachte mir
Gerhard Marcks(1) Ihren lieben Brief mit der
guten Spende. Hätte ich doch nur nicht das
lastende Gefühl, dass Sie sich berauben! Wenn
Sie einmal kämen, wäre das doch sehr
schön – Leider hätte ich nicht die geringste
Liegestatt als Nachtquartier anzubieten –
habe doch keine Möbel mehr! Sie könnten
aber Ihre „Flehende(2)“ mitnehmen, falls sie
nicht zu schwer ist!? Mit dem Schaffen
steht es bei mir ganz schlecht – u. somit will
keine Freude aufkommen. Es gibt auch nichts
zu hoffen – Schade, dass wir nicht mal
ein Ferngespräch haben können. Ihre Lernbe-
gier ist bewundernswert, scheint mir. Schönen
Dank u. liebe Grüsse – Ihr alter GK
Seite 2
Frau
Annemarie Ritter
3 [Postleitgebiet] Rostock
Ernst Barlach Str. 3
[Absender] Georg Kolbe
Berlin Chlbg 9
Sensburgerallee 25
[Handschrift von Annemarie Ritter?]
19.7.46
Besuch in Bln.
Teestunde v. 5-7!
Die Flehende ist schwer
aber nicht zu schwer!