Werkverzeichnis Georg Kolbe

(Stand: 07.05.2024)

Am 24. Juni 1922 war Walther Rathenau, der deutsche Außenminister, auf der Fahrt ins Ministerium in seinem offenen Dienstwagen in der Koenigsallee in Berlin-Grunewald bei einem Attentat von Mitgliedern der rechtsextremen Organisation Consul ermordet worden. Verschiedene Initiativen, von staatlicher Seite an der Mordstelle ein Erinnerungsmal zu errichten, scheiterten letztendlich am politischen Willen ‒ trotz der 30.000 RM, die die Mutter des Ermordeten testamentarisch für einen „Denkstein“ vorgesehen hatte. Erst 1929 konnte die Deutsche Demokratische Partei eine Schrifttafel aufstellen, die aber bereits 1933 wieder entfernt und nach dem Krieg 1946 von der Liberal-demokratischen Partei wiederum durch einen Gedenkstein erneuert wurde, der bis heute den Ort des Attentats markiert.
Wohl auf Anregung des Reichskunstwarts Edwin Redslob hatte sich Georg Kolbe mit zwei Entwürfen an der Suche nach einer angemessenen Form der Ehrung beteiligt. Noch aus dem Jahr 1922 datiert eine Zeichnung, in der er eine Art Stelengerüst vorschlug, das, bekrönt von einem „Genius“, den Straßenbaum in der Koenigsallee umgeben sollte, in den die Kugeln der Attentäter eingeschlagen waren (Z2027). Die expressiv bewegte Figur des „Genius“ (W 22.017) konnte Kolbe dann 1925 in ganz ähnlicher Weise als Bekrönung der Busoni-Grabstele (W 25.015) auf dem Friedhof Stubenrauchstraße in Berlin-Friedenau verwenden. Bei einem erneuten Anlauf entwarf er nach zeichnerischen Vorstudien (Z542–Z545) 1928 eine betont zurückhaltende, abgetreppte Pfeilerarchitektur mit einer stilisierten Flamme, die aber ebenfalls nicht realisiert werden konnte. Im Entwurf für das „Grabmal Dr. Alexander Lewin“ (W 26.039) hatte Kolbe ebenfalls schon eine stilisierte Flamme vor einer abgetreppten Kubatur verwendet.