Werkverzeichnis Georg Kolbe

(Stand: 07.05.2024)

Mit diesem Modell für den Rathenau-Brunnen hat die von Georg Kolbe favorisierte Spiralform (W 28.026) ihre endgültige Gestalt gefunden, von dem oberen Becken, über dessen Kante das Wasser herabstürzte, bis hin zum unteren Brunnenbecken, in das sich die Spiralwindungen fortsetzten. Für die Berechnung der exakten Steigung der Spindel zog Kolbe den Silberschmied Andreas Moritz, der auch Maschinenbau studiert hatte, zu Rate.
Bei der Berliner Kunstdeputation stieß der Brunnenentwurf auf Ablehnung, da er als reines Formgebilde keine allegorischen Figuren aufwies, wie dies sonst bei Brunnen noch gängig war. Die in Kolbes Werk singuläre Monumentalität und technische Formensprache des Brunnens enttäuschte die Erwartungen an den vor allem für seine bewegten Figuren bekannten Bildhauer. Fatal sollte sich die „geistvolle Bemerkung“ eines Wortführers der Kunstdeputation auswirken, „das sei ja die Steuerschraube“ (Kolbe 1931, S. 144). Damit hatte der Brunnen seinen Spitznamen (bis heute) erhalten. Er galt fortan vor allem als Ausdruck des als drückend empfundenen „Steuer-un-wesens“ (Deutsche Zeitung, 30.10.1931).
Ende Oktober 1928 konnte Kolbe seine ausgereiften Pläne samt Kostenvoranschlag an den federführenden Oberbürgermeister Böss senden, der ihm sein Wohlwollen signalisierte. Die ablehnende Haltung der Kunstdeputation hingegen konnte erst durch mehrfaches Einsenden von Alternativvorschlägen und ihre Demonstration durch Schablonen im Maßstab 1 : 1 vor Ort in eine Entscheidung für den Spiralbrunnen gewendet werden, die am 2. Juni 1929 fiel. Seinen ursprünglichen Plan, zusätzlich die auf einem Bergrücken auf den Brunnen zulaufende Allee durch ein aus monolithischen Blöcken gefügtes Tor (W 28.030) als Rathenau-Hain auszugestalten, musste Kolbe hingegen zu seinem Bedauern fallen lassen. Die endgültige Auftragserteilung erfolgte erst am 30. November 1929.