1909 war Georg Kolbe nach Schloss Graetz in Schlesien eingeladen worden, um das Fürstenpaar Max Karl und Mechtilde von Lichnowsky, sowie deren fünfjährigen Sohn Wilhelm zu porträtieren. Das Bildnis des Fürsten war aus Anlass seines 50. Geburtstages in Auftrag gegeben worden. Wie das Kinderporträt ist es verschollen. Erhalten blieb das Marmorbildnis von Mechtilde Lichnowsky. Gegenüber der ausladenden, vom Jugendstil beeinflussten Marmorbüste beschränkt sich die Porträtmaske auf das Gesicht und einen knappen Büstenausschnitt. Der abrupt wirkende obere Abschluss, der die Stirn gleichsam durchschneidet, erinnert an ägyptische Porträtköpfe. Die Form der Makse war sinnig gewählt: 1911 war Mechtilde Lichnowsky nach Ägypten gereist und sie besaß ägyptische Masken. Die Porträtmaske war 1916 in der Galerie Arnold in Dresden ausgestellt. Für Schloss Graetz führte Kolbe noch ein großes Steinrelief mit dem Profilbildnis Ludwig van Beethovens aus, das dort noch erhalten ist.