Bewegt in der Oberflächenstruktur und trotzdem fein ist der Porträtkopf der Ausdruckstänzerin Gret Palucca aus dem Jahr 1926. Kolbe hatte sich Palucca brieflich genähert, nachdem er sie in Berlin tanzen gesehen hatte, und bat sie darum, in sein Atelier zu kommen und für ihn zu sitzen. Die Tänzerin folgte dem Vorschlag und blieb darüber hinaus mit Kolbe in den nachfolgenden Jahren weiter in schriftlichem Austausch. 1926 war Palucca 24 Jahre alt – das Porträt scheint das einer reiferen Frau zu sein. Es besticht durch seine Klarheit und Strenge, durch die weit voneinander entfernt stehenden Augen Paluccas, durch die hohe Stirn und die schmale Nase. Dieses Porträt thematisiert nicht die tänzerische Bewegung, sondern den überragenden Geist der Tänzerin, ihre natürliche Intelligenz. Letztlich ist es die Essenz eines Tänzerinnen-Bildnisses.