Inhaltsangabe
Transkription
Potsdam, 3. Aug. 36
Zeppelinstr. 75, bei Dr. Hachfeld(1)
Anruf: 1095
Lieber Freund,
laß Dir herzlich Glück wünschen zu der
Ehrung, die Dir mit dem Frankfurter Goethepreis(2)
zu teil wird. Es ist der würdigste dieser Preise
und man ist – trotz einiger Unglücks- und
Verlegenheitsfälle bei der Wahl des Trägers–
immerhin in anständiger Gesellschaft.
Die diesjährige Verleihung an Dich gemahnt
mich an letztes Jahr. Damals kam ein Mann
des Kuratoriums zu mir und fragte mich (wahr-
scheinlich um die Wahl von Stegemann(3) zu
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verhüten), ob ich nicht einen würdigen Kandi-
daten für den Goethepreis wisse. Damals schon
nannte ich Dich; ich hatte keinen anderen
Namen, wie Du mir wohl glauben wirst.
Aber im Vorjahr hatten sie wohl noch nicht
den Mut zu der Entscheidung für Dich.
Gut, daß sie ihn heute haben.
Ich bin hier Ehrengast der Olympischen
Spiele (als Olympischer Sieger von Amsterdam
mit dem kleinen Buche „Reitvorschrift für
eine Geliebte(4)“.) Es wäre schön, wenn man sich
sähe. Mach einen Vorschlag.
Noch immer hänge ich an dem Gedanken,
daß die Zeichnungen zum „Liebeskalender(5)“ von Dir
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sein müßten. Verkleinerungen sind ja doch
häufig genug nötig und werden (auf Postkarten
und anderen Nachbildungen) anstandslos hingenom-
men.
Vielleicht gleitet Dir die Feder zu ein
paar sich wiederholenden Gestaltenpaaren
– letztere auch als neues „Motiv“ – ganz leicht
über das Papier. Das wäre herrlich.
Wollen wir Scheibe(6) zu einer Zusammen-
kunft aufstöbern?
Mit guten Grüßen und nochmali-
gem Glückwunsch
Dein
Binding