Inhaltsangabe
Transkription
[23.9.35, Datum von anderer Hand zugefügt]
Lieber Kolbe!
Vielen Dank für Deinen 
Brief. Die Örtlichkeit der 
Höchster Aufgabe kenne 
ich, und obwol es sehr schön 
wäre, wenn Du Dich dieserhalb 
und außerdem noch mal 
in diesem Jahr hierher auf-
machen würdest, so muß 
ich doch wol sagen, daß man 
die örtlichen Bedingungen 
für die Arbeit sich aus den 
gegebenen Unterlagen klar 
machen kann: An beiden 
Ufern in weitem Umkreis um 
die Baustelle ebener Wiesen-
grund, längs dem Ufer die 
kleine angegebene Böschung 
u. der Weg mit Baumzeilen.
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Ich könnte Dir die Beschreibung geben, 
wenn Dir etwas fraglich erschei-
nen sollte. Ob ich selbst mitmachen 
werde, ist mir recht fraglich. 
Was ist denn mit Oppen(1) los, u. 
was wird man mit Deiner 
Figur aus der Oper machen? Ich 
wußte von alledem nichts. 
Welch bodenlose Verwirrung. 
Ich freue mich sehr, daß Du doch 
noch zur Akademie geschickt 
hast. Ich habe die Saara(2) in Bronze 
u. einen großen Kopf geschickt. 
Meine Berliner Angelegenheiten 
(Reiter u. Akademie) sind natür-
lich tonlos versackt und wer-
den es wol auch bleiben. Ich werd-
de es wol noch mal mit Privat-
kundschaft versuchen müssen, 
am liebsten in Berlin. Daß Valentin(3) -
tin noch immer als Kulturträger 
rumwimmelt, ist mir ein Rät-
sel. Er annoncierte ein Prachtwerk: 
„L'art en Mesopotamie“. Im Oktober 
läßt er die moderne Klassik 
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zu Worte kommen. Es wird 
ihm schwer aufgelauert. 
Gott sei uns Allen gnädig! 
Dein 
Scheibe. 
am 23. Sept.35. 
Dürerstr. 10
 
                     
                    