Transkription

Trakehnen,
d 5. 9. 37.

Lieber Kolbe,

Seit einigen Wochen leben wir
hier, durch günstige Umstände
haben wir ein[e] besonders schöne
Zeit verlebt. Das Gestüt ist eine
alte Anlage und das Stückchen
Land hier hat die Schönheit, wie
sie entsteht, wenn Vernunft und
Natursinn am Werke sind, Wiesen
anzulegen und Bäume zu pflanzen.

Hier ist steht jeder Baum und
jeder Mensch am rechten Platz. Die
Verantwortung für die wertvollen
Pferde ist gross, jede Unfähigkeit
wirkt sich sofort aus. Aus all
diesen Umständen ergibt sich eine
Situation ausgesprochener Prägung.

Seite 2

In zwei Tagen ist man erfüllt
von diesen beruhigenden Einflüssen,
und man {hat} all das chaotische
Getriebe u. blöde Geschehen und
Geschwätz der Stadt vergessen.

Zu allem kommt noch, dass
täglich die Sonne scheint, hätte
ich mir auch nicht gedacht, dass
ich hier Wochen schöner Sonnen-
tage erleben würde. Wir geben
uns all den günstigen Umständen
hin u. bedauern, irgendwann
wieder nach Berlin zu müssen.

Vor der Reise hierher war ich 14 Tage
in Paris. Aber darüber mündlich. –

Weltausstellung – vergrösserter
Kaiserdamm, unmöglich. – Aber
die Franzosen haben in einer Aus-
stellung die besten Werke ihrer Kunst
aus allen Museen ausgestellt. – Gross-
artig. – Eine grosse moderne Ausstell-
ung dagegen {war} schlecht. –

Mit der Hoffnung, dass Sie sich wohl

[Einfügung linker Seitenrand senkrecht]
befinden [mit] herzlichstem Gedenken Ihr Philipp
und Ihre Ida Harth.