Inhaltsangabe
Zu einer von [Wilhelm] Frick verbotenen Ausstellung in der Galerie Ferdinand Möller in Berlin. Über den in den USA lebenden Wilhelm R. Valentiner und seine möglichen beruflichen Perspektiven in Deutschland.
Transkription
Rumbke b. Leba Ostpommern 1.9.33
Mein lieber Kolbe,
ich fürchte, Sie haben – wenn – dann
grollend meiner gedacht. Ich war den
ganzen Sommer deprimiert u. gar nicht
in Laune zur Arbeit. All die Vor-
gänge im Anfangsstadium des 3ten
Reiches, die unsere Branche betrifft,
u. die ich in B.[Berlin] ziemlich kalt hin-
genommen habe, haben mich hier doch
eklig geärgert – es sind ja zu rätsel-
hafte Dinge geschehen – u. im Winter
wird's sicher lustig wieder los gehen.
Ich hoffe sehr, es ist Ihnen nicht
ähnlich ergangen u. Sie haben unbeirrt
weiter geschafft. Der Sommer war bei uns
sonst ganz schön – ein ganzes Stück
von der weiten Landschaft ist mir
bekannt geworden, u. die kann mir
noch lange recht gefallen. – Unsere
Seite 2
Ausst.[Ausstellung] bei Möller(1) wurde ja erst mal prompt
von Frick(2) verboten – zum Ausgleich war
er dann als Kurgast in Leba.
Haben Sie eigentl. von Valentiner(3)
mal was gehört? Ich denke immer,
es müsste jetzt mal ein Platz für
ihn in Dtschld. freigeworden sein,
nachdem der eiserne Besen gefegt hat,
u. schliessl.[schliesslich] muss man ja langsam
wieder anfangen, aufzubauen, was
tollwütige Pg's [Parteigenossen] erst mal eingerissen
haben.
Ich freue mich, Sie bald mal wiederzu-
sehen – sonst habe ich wenig Lust, wieder
nach B.[Berlin] zu kommen.
Alle herzlichsten Grüss[e] – auch von
meiner Frau
Ihr SRottluff