Inhaltsangabe
Gratulation zur Verleihung des Goethe-Preises an Georg Kolbe. Zur Arbeitssituation von Schmidt-Rottluff. Zu den Vorgängen bezüglich der Ausstellung "Malerei und Plastik in Deutschland 1936" im Kunstverein zu Hamburg.
Transkription
4.8.36
Lieber Kolbe,
zunächst möchte {ich} heftig gratu-
lieren zum Goethepreis – das
hat uns sehr gefreut. Es ist
zwar auch noch ein liberalisti-
scher Preis, aber immerhin u.
fein abgepasst zur Olympiade
war's ausserdem.
Inzwischen haben wir ja nun in
Hbg[Hamburg] das schönste Schlamassel. Anfangs
war schon Krakehl, der aber durch
das fixe Eingreifen von Muthmann(1) u.
besonders der Sekretärin des Kunstvereins
abgekühlt wurde. Nun haben wir
also Herrn Ziegler(2) wieder mal in
Kenntnis zu nehmen. Dass Rauert(3)
gleich an Hess(4) sich gewandt hat,
halte ich für richtig – wie eine Ein-
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gabe an Goebbels(5) gelaufen wäre, können
wir ja mit Sicherheit schliessen. Trotz-
dem müsste ja wohl G. informiert
werden – ob das vielleicht v. König(6) über-
nehmen könnte? Es ist ja nicht
ausgeschlossen, dass Hess die Sache erst
an Goebbels giebt – das hätte ja auch
dem "Dienstweg" entsprochen.
Wir steigen mit der Zeit, dies-
mal ist's wenigstens die ganze
Ausst.[Ausstellung], die verboten wird.
Ich hoffe, es geht Ihnen sonst
gut, was ich von mir nicht gerade
sagen kann.
Seien Sie herzlich gegrüsst von
Ihrem
SRottluff