Transkription

Im Felde, 19.IV.1942.

Sehr geehrter Herr Kolbe!

Mit tiefer Freude und Genugtuung las ich, daß
Ihnen zu Ihrem 65. Geburtstage die Goetheme-
daille(1)
verliehen wurde.

Ich wünsche Ihnen, lieber Herr Kolbe, daß Sie
uns noch recht viele Werke schenken können
und deshalb auch eine gute Gesundheit, Kraft
und Schaffensfreude.

Sie glauben gar nicht, wie sehr uns Jungen
Ihre Werke vertraut und förmlich als
der „ideale“ Ausdruck unseres Seins gilt!

Viele Abbildungen könnte ich Ihnen nennen,
die ich bei Kameraden sah und mich begleiten
sie ständig und sind mir oft ein Quell
der Erbauung und Besinnung in Stunden
der Stille. Und aus solchen Stunden heraus
finden wir dann auch immer wieder die Kraft,
unser „Handwerk“ hier auszuüben und dabei
doch gut, menschlich und vom schöpferischen
Geist getragen zu bleiben.

Ich weiß nicht, ob Sie sich meiner noch er-
innern, als ich Sie vor Jahren in Ihrem Atelier
besuchte, von Frau K. Kollwitz(2) zu Ihnen empfohlen.

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Und dann ist es uns allen eine Genugtuung,
insbesondere Ihnen selbst wohl am meisten,
daß man Sie nicht vergaß, daß Sie als einer
der Wesentlichen unter unseren Schaffen-
den – nun auch die offizielle Anerkennung
gefunden haben.

Nehmen Sie also meine herzlichsten
Glückwünsche, verbunden mit den
besten Wünschen für Sie und Ihrem
Schaffen entgegen und Seien Sie herz-
lichst gegrüßt von
Ihrem
Justin Siegert.

Gefr. Justin Siegert,
Feldp. Nr. Sch 28730.