Transkription

Mannheim, Am oberen Luisenpark 9
19. Mai 1921

Sehr verehrter Herr Professor!

Das Grabmal(1) ist jetzt
in Heidelberg aufgestellt und
wirkt in seiner Schönheit und
ruhigen künstlerischen Vornehmheit,
in der friedlichen Umrahmung
der Cypressen, ganz wundervoll.
Ich darf Ihnen nochmals
sagen, daß Sie mit dieser Figur
ein h herrliches Kunstwerk ge-
schaffen haben, das alle meine
Wünsche restlos erfüllt und das
ich immer wieder tief er-
griffen anstaune, da es mit

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seinen leisen Anklängen
an das Wesen der von mir
geliebten & verehrten Frau für
mich die Verkörperung eines
Glückes bedeutet, das ich einst
besaß. – Aber über dieses
mein persönliches Empfinden
hinaus haben Sie für die
Allgemeinheit ein Werk geschaffen,
an dessen hoher Schönheit kein
empfindender Mensch, ohne {von} Be-
wunderung und Rührung ver
ergriffen zu werden, vorbeigehen
kann. – Ihre große Kunst
hat ein Denkmal erstehen
lassen, würdig der Toten und
des Künstlers zugleich, der es
schuf.

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Für die große Hingabe,
mit der Sie sich der gestellten
Aufgabe gewidmet haben, möchte
ich Ihnen hiermit nochmals meinen
Dank zum Ausdruck bringen
und daran den Wunsch knüpfen,
Sie bald einmal in hiesiger
Gegend als meinen Gast begrüßen
zu dürfen.

Mit den besten Grüßen bin ich
Ihr aufrichtig ergebener

H. A. Marx

Anmerkungen

  1. Werk Georg Kolbes, Grabdenkmal für Hedwig Marx-Kirsch, 1920/21, Heidelberger Bergfriedhof. Hedwig Marx-Kirsch (7.5.1884, Karlsruhe – 14.6.1920, Heidelberg) war Pianistin und Ehefrau von Hermann Albert Marx. Ein Teil der von ihm zu ihrem Gedenken gegründeten Hedwig-Marx-Kirsch-Stiftung umfasst die im Musikwissenschaftlichen Seminar der Universität Heidelberg befindliche Musikbibliothek.