Transkription

[Postkarte]

20.III 47

Liebe Julia,

gestern wurde ich aus der Klinik entlassen, endlich.
Bin noch etwas kümmerlich und reduziert. Aber
die Hauptneuigkeit: zum Schluss ging ich von der
chirurgischen i. d. Augenklinik, wo das rechte Auge operiert
wurde!!! Sehr gut bisher verlaufen, jedoch werden noch
einige Monate vergehen, bis die Eingewöhnung d. Augapfels
die Starbrille erlaubt. Bis dahin werde ich sehr sehr
wenig sehen können. Im Sommer soll dann d. linke
Auge drankommen. Immerhin, ich bin leicht glücklich.
Nun, der 70. wird im Winkel begangen. Wenn Sie wirklich
einen Besuch riskieren wollen, würde ich den Mai od.
Juni vorschlagen, das wäre wirklich viel schöner.

Heute trage ich das erste Mal Ihre prächtigen Schuhe, erhielten
Sie m. kurze Dankkarte aus d. Klinik? Sie passen ganz
vortrefflich - wie nach Maaß! Ich schreibe sehr mühselig,
entschuldigen Sie die offene Karte, meine aber, sie würde
schneller bestellt als ein Brief. Nehmen Sie nochmals
von Herzen Dank. Möchte es bei Ihnen weiterhin alles in

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Ordnung sein – Gesundheit
etc. Ich gedenke, mich sehr
zu pflegen – denn auch
das Blasenleiden hat
noch Tücken vorzuweisen.

Der Sommer soll nun alles
wieder einrenken.

Mit allen guten Wünschen
auch von M. Schw. [Margrit Schwartzkopff(1)] (welch
grosse Hilfe ist sie mir doch)
immer in alter Treue
Ihr Georg K.
(dies ist m. handschriftliche Höchstleistung)

Julia
Hauff

Stuttgart
Stälinweg 10

(Absender:) Georg Kolbe
Berlin –
Chbg 9
Sensburgerallee 25

Anmerkungen

  1. Schwartzkopff, Margrit (20.7.1903, Groß-Licherfelde (heute Berlin) – 7.7.1969, Berlin), Fotografin. Margrit Schwartzkopff war die langjährige Fotografin von Georg Kolbe, später auch dessen Sekretärin und Nachlassverwalterin.

    http://d-nb.info/gnd/1155421825