Inhaltsangabe
Transkription
Leipzig am 4./11.1903
Mein lieber Freund!
Die Sache mit der Schrift steht besser 
als ich mir dachte. Seemann(1) 
versprach mir, im Februar etwas 
von meiner Arbeit zu veröffentlichen 
und Deinen Aufsatz zu drucken. 
Offenbar soll es ein eigenes Heftchen 
werden. Das von Dir Geschriebene 
ist keineswegs zu lang, eher zu 
kurz, sodaß nicht genügend Abbildungen 
von Arbeiten hinzu hineingebracht 
werden können. 
Ich schicke Dir den Aufsatz zurück, 
wie du es wünschst, Du kannst 
ihn bequem noch einmal durchsehen. 
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Ändern darfst Du, was Du willst, doch 
scheint mir nicht viel nötig. Ich will 
Dir überhaupt besser nicht in das Deine 
hineinreden; mir gefällt da es wirklich 
sehr gut. Wenn Du einige Sätze 
mehr dazu bekommst, wird das also 
eher günstig als das Gegenteil sein. 
Als Reproduktionen stelle ich mir 
vor: Die Brunnenfigur(2) für Harrach(3), 
das Porträt meiner Frau(4), eine der 
beiden römischen Bronzen(5), den Bach(6), 
den „Sommertag(7)“ von Römmler(8) 
und etwa noch ein kleines 
Bild. Wenn Du also noch der 
Harrach’schen Figur Erwähnung thun 
wolltest, und dann der Bach, von 
dem ich Dir vielleicht noch in diesem 
Monat eine Abbildung nach dem 
[Einfügung linker Rand senkrecht]
Selbstverständlich 1–2 Faustblätter(9).
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Gyps senden kann, so wäre das gut. 
Vielleicht ließe sich dafür die Besprechung 
der römischen Figur um 2–3 Sätze kürzen. 
Das Ganze bleibt selbstverständlich so; 
einige Worte über den Bach können 
dann den Schluß bilden. 
Dein Artikel wird dann jedenfalls 
anstandslos abgedruckt, und die Sache 
geht glatt. Könntest Du bis Ende 
Nov. damit fertig werden? Bitte, Du würdest 
mir damit viel Gutes thun! 
Tuch(10) wird Dir in diesen Tagen schreiben. 
Seine Bilder werde ich morgen das erstemal 
sehen können; ich bin sehr begierig darauf. 
Seid Ihr gut nach Dresden gekommen,
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und hat es Euch beiden gefallen oder 
nicht? Wir grüßen Euch beide recht 
herzlich und bitten Euch, recht bald 
wiederzukommen. Wenn meine 
Wünsche in Erfüllung gehen, könnten 
wir uns nicht mehr allzuoft hier treffen. 
Vielleicht paßt euch ein Tag im 
Januar, wenn hier das Musikzimmer 
für St. Louis ausgestellt wird? 
Leb wohl, lieber Freund!
Immer Dein 
Georg Kolbe.