Inhaltsangabe
Transkription
(Berlin W.
Regentenstr. 20)
18. März 08
Lieber Freund,
hab vielen Dank! Auf das Thema 
Osthaus(1), Maillol(2) etc. brauche ich 
wohl nicht mehr zurückzukommen, 
da es zwischen uns erledigt ist. 
Unverständlich sind mir diese 
Kunstwissenden/Kunstgelehrten 
durchaus nicht, wie Du vielleicht 
glaubtest – aber es ist wohl möglich, 
dass ich Dir schrieb: Osthaus sei 
mir unbegreiflich etc. – das soll soll natürlich nur immer wieder 
meine Verwunderung ausdrücken, 
dass die meisten Nichtkünstler 
die Kunst so garnicht einfach, nur 
voreingenommen betrachten. – 
Das uns Wertvolle Deines lieben 
Briefes ist uns beiden die An-
kündigung Eures Besuches – 
Halten wir daran fest, – es ist das 
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Beste, was wir uns gegenseitig 
geben können, uns wiederzusehen. 
Es müsste aber sehr viel öfter geschehen. 
Für das nächste Mal wünsche ich 
uns recht viel Ruhe und Offenheit, 
recht viel Vertrauen, sodass jede 
Stunde unseres Zusammenseins 
Gewinn bringt. 
Ich würde so viel Trost davon haben, 
wenn Du öfter bei mir wärst. Es 
ist, wie mir oft scheint, nur Instinkt 
und reine Natürlichkeit, die mich 
hier in dem wüsten vernichtenden 
Chaos den rechten Griff thuen lässt. -
Ehe Du kommst, wirst Du noch einige 
Photos nach neuen Arbeiten erdulden 
müssen, doch glaube mir, Du musst 
Dich nicht verantworten – 
Die grössere Gruppe(3) wird zu der 
Secession ausgestellt sein, wenn 
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Du hierher kommst –
Wenn ich jetzt Geld hätte, würde ich
mit Kessler(4) und Maillol im 
April nach Griechenland gehen – 
diese beiden reisen, und ich habe 
schon seit langer Zeit Sehnsucht 
nach diesen Gegenden – 
Aber eigentlich finde ich, dass Du 
und ich gehen sollten! Glaubst Du 
nicht auch? – 
Was treibt Hettner(5)? Er soll über 
Malerei oder Maltechnik gesprochen 
haben; leider konnte ich die Zeitung 
hier (Vossische) nicht mehr be-
kommen. Du weisst sicher davon 
und solltest mir erzählen – 
Tuch(6) hat einen Sohn!
Viele herzliche Grüsse an Dich von uns 
Dein getreuer Gg. Kolbe.