Inhaltsangabe
Transkription
Regentenstr. 20, 25. V 14
Mein lieber Schmitt,
ich möchte dich einmal 
wiedersehen und mich mit Dir 
ausschwatzen. Hast Du auch 
Lust? Seit Monaten habe ich 
den dringenden Wunsche und 
setzte auch schon einmal an, 
zu Euch zu kommen – dann ging 
es aber nicht. Immer wieder 
bedaure ich es so sehr und Ben(1) 
auch, dass Ihr nicht hier in 
Berlin lebt – ich wüsste nicht, 
wen ich so nötig hätte als Dich – 
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wie lange ist das doch schon 
her, dass Du bei uns warst? Ich 
entsinne mich garnicht mehr. 
Ostern hatten wir eine glückliche 
Zeit in Rom – jetzt bin ich wieder 
ganz klein – Vorige Woche habe 
ich 6 Tage in Cöln gearbeitet – 
in der Werkbundausstellung eine 
Colossal-Brunnenfigur(2) aufgestellt, 
auch an ein paar Wänden mit-
gemalt – Teils ganz anregend, 
denn Haller(3) arbeitete ebenfalls 
dort, Hettner(4), van de Velde(5) und 
viele andere Collegen, so kam 
ich aber doch sehr missmutig 
zurück – denn Judentum, 
Reklame und furchtbare Talent- 
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losigkeit haben die paar 
Anständigen verdrängt. 
Ben u. Nora(6) gehen am Pfingst-
montag auf das Land bis Oktober. 
Zunächst nach Partenkirchen, im 
Juli dann nach Zermatt, wohin 
ich auch gehen werde, um zu klettern. 
August u. September will ich dann 
auch in Partenkirchen sein und 
dort etliches arbeiten.
Könnten wir uns nicht bald 
einmal sehen? Ich dachte 
an Leipzig, dort ist wohl eine 
ganz sehenswerte Ausstellung, 
man könnte {sich} Sonnabend’s mittag 
dort treffen u. bis Sonntag abend 
zusammensein. Vielleicht schon 
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Sonnabend nach Pfingsten?
Oder willst Du gar nach Berlin 
kommen? Wenn Du nicht 
von Dresden weg kannst, komme 
ich auch zu Euch, was den Vorteil 
hat, dass ich dann auch die 
Deinen mit sehen kann. Aber 
Du weisst, ich müsste so wieder 
Zeit für meinen Bruder(7) auf-
bringen, den ich auch lange nicht 
sah. 
Vorläufig schreibe mir aber ein 
Wort, wie es Euch drei geht und 
ob Du mich ebenso gern sehen 
willst wie ich Dich. Ben ist 
in der Oper heute abend.
Allerherzlichste Grüsse Deiner Frau, 
Justus(8) und Dich [sic] von Deinem 
Georg K.
 
                     
                     
                     
    