Inhaltsangabe
Transkription
Waldheim am 31. Juli 05.
Lieber Freund!
Du siehst, daß auch ich nicht mehr in Berlin bin, Deine letzte Karte erhielt 
ich gestern hier, über Leipzig kommend, hatte ich schon ein Zusammen-
treffen mit Tuch(1) gehabt und Deine Angelegenheit selbstverständlich 
auch erwähnt. Übrigens erfuhr ich in L.[Leipzig] auch kein bestimmtes Wort 
über Florenz [zum Aufenthalt in der Villa Romana]. 
Deinen langen Brief erhielt ich die letzten Tage in Berlin, wo mir 
aber weder genügend Zeit noch Verstand in nötiger Biegsamkeit 
fehlten, dir eine Antwort niederzuschreiben; die ich Dir aber noch weniger [?], 
mich hiermit für die nächsten Tage anmeldend, werde mündlich 
geben können. Wenn auch mancher Satz, manches Wort 
bei direkter Rede u. Antwort noch einige Mal wäre herumgedreht 
worden, so scheint mir das zu einem einfachen Antwort-Brief 
nicht mehr zu s reichen. Ich bewundere die Länge und die Klarheit 
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Deiner Ausführungen.
Heute empfinde ich so: Du schriebst mir Deine Gedanken, ohne wohl 
irgend etwas wegzulassen, ich nahm sie auf, und unser ferneres 
Verhältnis wird es zeigen, ob wir uns verstehen. 
In diesem Sinne hoffe ich, daß Ihr mich jetzt in Dresden freundlich 
begrüßen werdet. Meine Frau und Nora(2) können mich leider 
nicht begleiten, da sie noch in Holland wohnen und überhaupt 
nicht nach Dresden, sondern Anfang Aug. einige Tage nach hie hierher gehen werden. Der Plan bleibt wenigstens so lange 
bestehen, als wir nicht bestimmt nach Florenz übersiedeln werden. 
Ich bedaure es sehr, daß sich unsere Frauen auf diese Weise wieder nicht 
begegnen werden. Kann ich am Donnerstag od. Freitag dieser 
Woche einmal bei Euch sein? Etwa von Spätnachm. ab nach deiner 
Arbeit, da ich, weil ich Gast in L.[Leipzig] bin, am Abend nicht spät ausbleiben 
möchte. Bitte mir freundlichst eine Karte nach L.[Leipzig] Herm.[Hermann-]Vogelstr. zu senden.
Deiner Frau, dem Kind und Dir die herzlichsten Grüße Dein Georg Kolbe.