Inhaltsangabe
Transkription
am 28. XII 04
Lieber Freund,
recht, recht herzlichen Dank von uns 
beiden für Eure freundliche Sendung 
und lieben Brief. Wir empfinden 
die Bestecke ganz gewiß nicht lästig, 
da wir sie sehr gut verwenden können 
und ich nicht gleich dazu komme, 
solche Dinge in guter Ausgabe zu 
kaufen. Aber das wäre ist nicht der 
erste Grund, sondern daß wir sie 
von Euch haben, freut uns sehr, 
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und wir werden uns im Gebrauch 
stets Eurer lieben Freundschaft 
erinnern. 
Das Fest hatte dieses Jahr etwas 
mehr Hintergrund bei uns, da 
Nora(1) größer geworden ist; sie wird 
von uns wie von mancher Seite 
hübsch beschenkt, und der Christbaum 
gefiel ihr gar sehr. 
Seemann(2) brachte mir einen 
Auftrag in Gestalt einer Büste 
seines verstorbenen Vaters, 
die mir nun zwar nicht Gelegenheit 
zu einer guten Arbeit bereiten wird, 
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immerhin freute ich mich, daß er auf 
mich gerade verfallen war, und ich 
stehe eben so ledig da. Endlich ist 
vielleicht mehr verdorben als gewonnen, 
da Seemann Cassirer(3) gegenüber 
ziemlich renomiert hat mit dem 
Auftrag, gerade d als dieser durch 
mir befreundete Leute veranlaßt wurde, 
eine Unterstützung für mich zu 
verschaffen. Diese ihm unangenehme 
Last hat er nun zunächst von sich 
geschüttelt. 
Daß ich Anfang Januar nach
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Dresden komme, ist sehr wahrscheinlich, 
da ich bei Richter(4) selbst ausstellen 
möchte. Ich erwarte aber in diesen Tagen 
noch einen Besuch dieses Mannes, wobei 
es sich zeigen wird, wann wir beginnen 
können. Sollte ich Euch vorher nicht 
schreiben können, so sende ich nur 
Telegramm und hoffe, Euch beide 
recht wohl anzutreffen. Wird aber sicher 
nicht vor 5. – 10. Januar werden. 
Also Hettner(5) kommt?
Lebt wohl, hoffentlich auf Wiedersehen! 
Nochmals herzlichsten Dank von und [uns]
und beste Grüße 
Euer Georg Kolbe