Transkription

(Prof. Dr. h. c. Georg Kolbe, Berlin-Charlottenburg 9, Sensburger Allee 25, Fernsprecher: 99 49 28)

14.XI 45

Liebe beste Frau Ritter,
gestern brachte mir Marcks(1) Ihre gute
Spende und Grüsse. Eine grosse Freude
ist die mitempfindende Wärme,
die aus Ihren Briefen strahlt.
Ich fühle mich so geborgen in Ihrer
Freundschaft und nehme diese ent-
gegen, als hätte ich Anspruch darauf.
Zürnen Sie mir nicht deshalb – es
tut so gut. – Die Kartoffelsendung
ist leider noch nicht gemeldet. Mache
mir schwere Sorgen darum. Ist sie an

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Station Lehrterbahnhof adressiert oder
wohin? Sie fragen stets nach neuen
Wünschen. Rote Rüben wären eine
grosse Sache – Sie sollen aber keine
Auslagen neben den Mühen haben.
Kartoffeln werden auch hier angeboten
aber 400 RM d. ltr.[ Reichsmark der Liter] – Aus Mangel an
Bargeld (ich verdiente bisher noch nichts )
muss ich aber verzichten. Mit Marcks
gab es eine gute u. sehr nötige Stunde
kameradschaftlichen Austausches – Ihren
Brief überbrachte er persönlich mit dem
Leckerpäckchen. In herzlicher Dankbarkeit

immer Ihr GK