Transkription

21.IX 45

Liebe beste Frau Ritter,

gestern kam Frl. v. H.(1), welch‘ grosse Freude
hatte sie zu bringen! Ein richtiges Fest war
das! Es gab Herrlichkeiten, wie ich die hier
lange nicht mehr kannte, glauben Sie mir.
Schade, dass ich Ihnen nur in dieser beschränk-
ten Form schreiben kann. Mein Dank ist da-
rum nicht weniger von Herzen kommend. Sie
sind eine gute Fee. Gleich wie am ersten Tag.
Die Überbringerin brachte das Opfer eines
Nachmittags – denn die Verbindung lässt noch
viel zu wünschen übrig. Die gute Rauchergabe habe
ich sofort angegriffen, eine Wonne! Ihr lieber Br.[Brief]
v. 9. kam schon vor 8 T.[Tagen], ich war also in froher Erwart-
ung – Leider sind Briefe nicht mehr zugelassen hier.
Inzwischen hatte ich amerik. Besuch, der mir Glas u.
Heizung beschaffen will. Fein! also bin ich hoffnungsvoll.

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Denn das Haus ist bis jetzt
noch lange nicht kältesicher,
das Atelier noch sehr finster.
Es tut aber auch so wohl, hilf-
reiche Menschen zu wissen.
Der beste von denen sind Sie
und ich brenne darauf, wenn
ich meinen tiefen Dank
sichtbar machen kann.
Gott gebe uns bald Erleichterung.
Wie stets in herzlichster
Dankbarkeit Ihr alter GK

Frau Annemarie
Ritter
3 [Postleitgebiet] Rostock
Neue Wallstr. 3

[Absender] Kolbe
Berlin Charlbg. 9
Sensburgerallee 25

Anmerkungen

  1. Fräulein von Harlem, Person im Umfeld von Annemarie Ritter