Transkription

(Prof. Dr. h. c. Georg Kolbe, Berlin-Charlottenburg 9, Sensburger Allee 25, J 9 Heerstrasse 4928)

28.III 45

Liebe verehrte Frau Ritter, eben
kam Ihre überraschende Sendung
v. 16. – Selten hat eine Gabe solche
Freude ausgelöst! Von ganzem
Herzen danke ich Ihnen – es sind
Schätze für mich, glauben Sie mir!

Und wie unendlich wohl tut dieses
Wissen um Freundschaft. So gaben
Sie dem Körper wie dem Herzen.

Heute vorm. gab es wieder einen
schweren Bombenangriff – welch‘ bange

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Stunden sind das. Die abendlichen
Angriffe der schnellen Kampfflieger
erwarten wir wie den Untergang der
Sonne – schon 6 Wochen täglich!
Auch dies muss eines Tages enden.
Falls B.[Berlin] belagert wird, habe ich
eine Unterkunft im Maidenlager
bei Beelitz Belzig i. d. Mark zugewiesen
bekommen, denn die Wohnstätten
des äusseren Ringes würden geräumt
werden. Grässliche Vorstellung! Hoffen
wir auf gnädigen Ausgang. Die Augen-
operation ist nochmals vertagt worden.

Mit innigen Grüssen getreu
Ihr stets dankbarer G.K

[Einfügung li. Rand]
Bitte um die Rufnummer!