Transkription
(Prof. Dr. h. c. Georg Kolbe, Berlin-Charlottenburg 9, Sensburger Allee 25, Fernsprecher 99 49 28)
26.VII 43
Liebe verehrte Frau Ritter, die
Briefe brauchen jetzt recht lange Zeit,
ehe sie im Kasten stecken, gestern
erreichten mich Ihre lieben Zeilen
vom 21., für die ich Ihnen herzlich
danke, wie auch für die Marken, die
ich gut anbringen kann. Frl. E.(1) reist
am 29. für 14 Tage nach Freiburg i. Br.
u. zwar um i. d. Stand der Ehe einzu-
treten. Schön für sie und bitter für mich!
Sie wird Ihnen selbst mal schreiben.
Seite 2
In d. 2 Wochen wird mich u. m.[und mein] Haus
meine Enkelin Maria(2) betreuen u. die
Hauptmahlzeit nehme ich bei m.[meiner]
Tochter(3). So geht das gut. Aber für den
Winter sehe ich schwarz! Ich model-
liere z. Zt. den grossen Chirurgen
Sauerbruch(4)– sonst bin ich träge u.
versuche Ferien zu markieren. Die
Schwere der Kriegslage wirkt sehr
erschlaffend. Der heutige Bericht meldet
wieder arge Fliegerverwüstungen nord-
deutscher Städte. Wie entsetzlich ist das
Alles – u. wie lange soll das noch gehen?
Ich freue mich aber, dass Sie u. d. [und die] Kinder
schöne Tage haben. Sehr herzlich u. getreu Ihr
GK