Transkription
Berlin, 15 Sept. ‘05.
Liebe Frau Schmitt,
– Wir freuten uns sehr, wieder
von Ihnen beiden zu hören und
sind froh, daß es Ihnen und
dem kleinen Justus(1) gut geht;
wie glücklich, daß er so gesund
ist! – Es wäre wirklich sehr
hübsch, wenn wir noch ein-
mal zu dritt nach Dresden
kommen könnten, aber be-
stimmt können wir heute
noch nichts sagen, – wann
das sein wird. Vorige Woche
hörten wir, daß wir im November
nach Florenz gehen können.
Doch auch unsere Abreise
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dorthin {ist} noch unbestimmt ist,
da sehr vieles von der Arbeit
meines Mannes abhängt.
– Es wäre so hübsch, wenn die
Kinder noch einmal zusammen
sein könnten; – Nora(2) würde sich
sehr freuen, – es ist so reizend
zu sehen, wie sehr sie sich über
kleine Kinder freut. Augenblicklich
hat sie einen Schnupfen, der
aber nicht sehr schlimm ist. –
– Heute legen wir ein paar
Photo’s bei, die vielleicht auch
Ihrem Manne eine kleine
Freude machen werden, obwohl
sie leider nicht sehr gut zu
nennen sind. –
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Mein Mann liest oft in der
Kunstgeschichte von Meier-Graefe(3),
aber es geht nicht sehr schnell
vorwärts; es eilt doch nicht
mit dem Zurücksenden? oder
doch? –
Von Hettner(4)’s hörten wir seit
zehn Tagen nichts mehr – Am
1. Sept. reisten sie von hier ab
und sandten uns verschiedene
Karten aus Bozen, Riva, Verona;
– die letzte kam aus Florenz,
und da ging es beiden, wie
sie schrieben, sehr gut. –
Die kleine Nora und ich verleb-
ten eine sehr schöne Zeit
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in Holland; – die Reise dorthin
und die Ruhe haben mir sehr
wohl gethan, und glücklicherweise
fühle ich mich auch jetzt
ganz gesund. – Es sollten
einmal bald recht schöne
Tage kommen, schöne Herbst-
tage, da kommen wir vielleicht
bald nach Dresden! –
Grüssen Sie Ihren Mann
herzlichst von uns beiden
– dem kleinen Justus einen
Gruß von Nora! –
Immer
Ihre Benny Kolbe.