Transkription

(Grunewald-Berlin, Cronberger Straße 7—9)
Mittwoch

Lieber Professor Kolbe,

Gräfin Keyserling(1) schreibt mir: „Es existiert
in Berlin eine in Gips gegossene Büste meines
Mannes(2)
von Kolbe, die dieser im Jahr 1914 ge-
macht hat. Wir besitzen eine Photographie
davon, aber Graf Harrach(3) sagte mir, dass
sie ganz ausgezeichnet sei. Kolbe hat sie
noch, u. es besteht die Gefahr, daß sie als
Gerümpel verloren geht. Es wäre so schön,
wenn wir einen Abguss davon haben
könnten. Würden Sie fragen, ob Kolbe bereit
wäre, uns die Büste zu schenken oder einen

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Bronzeabguss zum Selbstkostenpreis zu
gestatten? (Was würde dieser Abguss kosten?)
Es ist das einzige gute Conterfey von meinem
Mann, bevor er „berühmt“ war, u. künstle-
risch sehr wertvoll –

Ich wäre Ihnen sehr dankbar, wenn Sie
mich wissen liessen, was ich der Gräfin Key-
serling antworten soll.

Viele Grüsse Ihre

Edith Andreae

Anmerkungen

  1. Maria Gräfin Keyserling, geb. von Bismarck-Schönhausen (1896–1981), Gattin von Hermann Alexander Graf Keyserling (8.7.1880, Kōnnu, Gouvernement Livland, heute Estland – 26.4.1946, Innsbruck), Philosoph

  2. Werk von Georg Kolbe, Porträt Hermann Graf Keyserling, 1911

  3. Hans Albrecht Graf von Harrach, Bildhauer (11.2.1873, Florenz – 22.10.1963, Hohenried), Bildhauer

    http://d-nb.info/gnd/116484314