Transkription

(Sascha Schneider, Meissen, Zaschendorfer Straße 81)
10/3 03

Lieber Herr Kolbe!

Es hat sich glücklicher-
weise machen lassen: ich darf
Sie „persönlich einladen“, Ihr
grosses Bild, die Tanzen-
den(1)
, uns zu senden. Frei-
lich würde dasselbe, wegen
Raummangels, der für gute
Arbeiten stets vorhanden ist,
noch gehängt werden müssen.

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Doch sagten Sie mir ja, das[s]
Ihnen dies nicht peinlich wäre;
und seien Sie unbesorgt, Sie
werden schon zur Wirkung
kommen gegenüber dem Kram,
der unten, gut gehängt, dem
Publikum doch nichts sagen
wird.
Die Papiere sollen Ihnen
rasch zugehen.
Ein Herr Mühlberg(2) in
Dresden, reicher Knopp und
mein Intimus, wird Ihnen
eine Kleinigkeit, ich glaube

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etwa M. 100, zusenden, zur
freien Verfügung. Nehmen
Sie dies Geld mit kurzem
Dankwort von meinem Freunde
an, ohne Scrupel und ohne
Gewissensbisse; es soll dazu dienen,
um Ihnen die Bekanntschaft
mit diesem Herrn für später
leichter zu machen. Er hat
einige Kröten, ist sehr nett,
redet nichts dazwischen, spielt
nicht Mäcen, aber gibt gern
und ist zuverlässig. Augenblick-
lich ist er schon engagiert,
sonst würde er mehr senden.

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Die 2 Leipziger Tage haben
mich sehr ermuntert, ich habe
schöne Eindrücke von Ihnen
allen erhalten. Fahren Sie
nur auf Ihrem steinigen Wege
unbeirrt fort, Sie werden trotz
allem mit Ihrem grossen Idealis-
mus zum Ziele kommen.
Jedenfalls wünscht Ihnen
dies herzlich und aufrichtig
Ihr S. Schneider

Beste Grüße auch Ihrer lieben Frau.

Anmerkungen

  1. Werk Georg Kolbes, "Scherzo", um 1903, Tempera auf Leinwand, Verbleib unbekannt, für die Ausstellung des Leipziger Kunstvereins in Dresden 1903

  2. Mühlberg, Hermann Otto ( 6.1.1844, Dresden – 21.1.1912, Dresden) Unternehmer, Kunstmäzen und Stadtrat in Dresden