Transkription

4. 4. 33.

Lieber Kolbe!

Ein Brief meines Bruders be-
stimmt mich endlich, Dir herz-
lich für Deinen Brief und die
neuen Fotos zu danken, die
mir wie immer ein Ereignis
in meinen künstlerischen
Erfahrungen waren. Mein Bruder,
seit 15 Jahren mit Politik auf der
Seite des Stahlhelmes befaßt,
scheint {vom} Lauf der Dinge auf
unserem Gebiet völlig über-
rascht zu sein. Wir wissen ja
seit Jahren Bescheid. So lange
wir auf der Seite der Entrechteten
unser Dasein noch fristen
können, werden wir uns der
Unerschütterlichkeit unserer
Fundamente freuen. Ich muß
aber sagen, daß mich jetzt hier

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und da der Ekel vor der mensch-
lichen Comödie packt, in der
die Mehrzahl unserer „Collegen“
eine jämmerliche Rolle spielen.

Man hat mich wie einen Hund
aus dem Verband gejagt, dem
ich freilich wol nie hätte an-
gehören dürfen. Prinzipiell
bleibe ich noch einige Zeit hier,
nach wie vor Dürerstr. 10.

Zu Ostern hoffe ich, ein paar Tage
nach Berlin kommen zu
können und hoffe sehr, Dich
zu sehen.

Herzlichen Gruß

Dein Scheibe.