Transkription

Berlin NW 87
Schleswiger Ufer 12.

C 9. 8716

Lieber Herr Kolbe,

Es handelt sich, von Dingen allgemeiner Natur abgesehen,
jetzt um etwas mich direkt Angehendes, u. da es eilig ist,
erlauben Sie mir bitte, Ihnen eine Zeile darüber zu schreiben:

also die Villa Romana(1)! Ich bitte Sie herzlich, sich für mich
einzusetzten! Auch für ein halbes Jahr wäre ich schon dankbar,
denn es hieße eben ein halbes Jahr arbeiten können.

Hier ist für mich alles vorbei. Wenn Leo von König mir nicht
ein Bild verkauft hätte, säße ich wahrscheinlich ohne einen
Groschen da.

Dr. Simon(2) schrieb mir im vergangenen Jahr, daß sta-
tutengemäß ein Zwischenraum von 4 Jahren für eine Wiederho-
lung des Stipendiums notwendig sei. Ich war im Sommer 33
für 6 Monate dort, mit einem Monatszuschuß von, glaube ich,
80 M [Mark]. Aber ich war nie „Preisträger“! – Und noch eins hierzu:
ich soll angeblich mich mit Dr. S. [Dr. Simon] verkracht haben. Daran ist
nicht ein wahres Wort! Nicht nur, daß wir damals sehr
freundschaftlich Briefe gewechselt haben, sondern ich sandte ihm
auch nach meiner Rückkehr einen Dankbesuch, wobei ich ihn,
auf seinen ausdrücklichen Wunsch, eingehend über die damaligen
Verhältnisse in der V. R. [Villa Romana] Bericht erstattete. Es wäre mir nur
lieb, wenn Herr Dr. S. auch seinerseits bei Gelegenheit diesen
„Irrtum“ richtig stellen wollte.

Das ist für heute alles. Mit herzlichen Grüßen

Ihr ergebener
Max Neumann

Anmerkungen

  1. Villa Romana, Florenz, Künstlerhaus für deutsche Künsler im Ausland. 1905 von Max Klinger unter Beteiligung von Künstlerfreunden erworben. 1906 wurde in Abkopplung vom Deutschen Künstlerbund der Trägerverein Villa Romana e. V. gegründet.

    s. Verein Villa Romana, http://d-nb.info/gnd/610223-2
  2. Simon, Dr. Hans-Alfons (gest. 1946), Jurist, ab 1929 Chefsyndikus der Deutschen Bank, ab 1927 Schatzmeister und Vorstandsmitglied des Villa Romana e. V.