Transkription

München, Hompeschstr. 3.

14.2. 24.

Lieber verehrter Herr
Kolbe

mein Dank für die lieben
Worte, die Sie beide Wer-
ner(1)
zum Gedächtnis in
das Büchlein hineingeschrie-
ben haben, mit dem meine
Nichte mich zu meinem
70sten Geburtstag über-
raschte, kommt leider sehr
spät zu Ihnen, aber ich
hatte eine schwere Bronchitis
mit Fieber und habe
mehrere Wochen zu Bett
gelegen, habe auch noch
immer Zimmer-Arrest.

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Lassen Sie mich Ihnen herz-
lich danken, ich habe mich
sehr über Ihre Zeilen
gefreut. Wie gern würde
ich Sie beide einmal wie-
dersehen und mit Ihnen
noch einmal von Werner
sprechen. Seit 3 Jahren
lebe ich hier mit meiner
Nichte, Ihre Frau kennt
sie auch, sie war mit
Professor Fleischmann(2)
verheiratet. Ich bin so
glücklich, wieder ein Zu-
hause zu haben und einen
kleinen Kreis lieber
Menschen. Werners

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Kopf(3) steht in schönem Licht
neben meinem Schreibtisch
und in ihm grüßt mich seine
frohe Jugend, seine ganze
Wesenheit, und ich werde
nie aufhören, Ihnen dank-
bar zu sein, daß Sie ihn
so mir wiedergaben.

Darf ich vielleicht hoffen,
Sie einmal in München
zu begrüßen, ich würde
mich herzlich freuen.
Ihnen und Ihrer Frau
herzliche Grüße.

Ihre Margarete Hirschfeld.

Anmerkungen

  1. Hirschfeld, Werner (28.2.1882, Königsberg – 1914, gefallen), Dr. phil., Kunsthistoriker, aus dem Freundeskreis Georg Kolbes

     http://d-nb.info/gnd/116914343
  2. Ehegatte der Nichte Margarethe Hirschfelds, geb. Bredschneider. Bekannter im Umfeld Benjamine Kolbes

  3. Werk Georg Kolbes, Porträt Werner Hirschfeld,1915. Die Büste gelangte 1957 als Geschenk der Familie in das Georg Kolbe Museum.