Inhaltsangabe
Transkription
[bis zur Signatur von anderer Handschrift geschrieben]
Rapallo Italien 
Hotel Savoye 
den 9.III.31. 
Mein lieber Georg!
Gern hätte ich Dir mit eigener Handschrift 
gechrieben, da ich aber nach einem zweiten 
Rückfall meiner Grippe wieder mit Fieber 
zu Bette liege, so will ich Dir doch endlich 
Gruß und herzlichen Dank für Deine so 
freundlichen Worte sagen. – Da Du kein 
Mann vieler Worte bist, so bin ich mir 
der Bedeutung Deiner Zeilen voll bewußt 
und fühle, daß du mir in Deinem 
Eremitenleben eine freundschaftliche 
Gesinnung bewahrt hast. Dafür bin ich 
Dir herzlich dankbar. Sei versichert, 
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lieber Georg, daß ich aller derer, die 
mit auf meinem bescheidenen 
Wege Begleiter und Helfer gewesen 
sind, in tiefster Dankbarkeit ge-
dacht habe. So war es mir eine große 
Enttäuschung, vor meiner Abreise 
nicht die schönsten Blumen, die ich erhalten 
habe, auf die Gräber von Math(1) und 
Corinth(2) niederzulegen. Aber gleich 
nach dem Festessen, dem ich nur 2 Stunden 
beiwohnen konnte, erlitt ich einen so starken 
Rückfall der Grippe, daß mich Frau(3) 
und Schwiegermutter nach Rapallo ver-
schleppten. Hier neuer Rückfall und 
Fieber, sodaß ich wohl noch mehrere Tage 
zu Bett liegen muß. Nach meiner 
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II
Rückkehr – ich bleibe nur solange, bis ich 
mich erholt habe – hoffe ich, Dich bald auf-
zusuchen. Bis dahin lebewohl und sei 
nochmals meiner Dankbarkeit und 
freundschaftlichsten Gesinnung versichert. 
Dein 
Leo 
 
                     
                    