Transkription

[15.5.1934, Datum Poststempel]

Erkrath, Bez.
Düsseldorf
Düsselstr. 4

Lieber Herr Kolbe,

seit 14 Tagen bin ich
nun ganz berauscht und voll Glück in
meiner Heimat am Niederrhein.

Ich habe seit einigen
Tagen ein kleines, aber sehr schönes Atelier
in der sogenannten neuen Akademie(1) in
Düsseldorf-Stockum, einem städtischen Atelier-
haus am Rhein.

Jetzt geht es endlich an
die Arbeit, die kolossal auf mich wartet.
Nur sind die äußeren Schwierigkeiten sehr
hartnäckig. _

Eine Bitte! Sie sagten mir, das[s]
Sie einem Herrn schreiben wollten, der even-
uell mir helf helfen könnte, finanziell!

Und da ich keinen Ton mehr höre über
Baron von der Heid, so habe ich die herzli-
che Bitte an Sie, wenn die Möglichkeit
besteht, etwas in die Wege zu leiten. –

Ich könnte arbeiten, ganz frei sein,
und meine Frau Marie und mein Kind
unterbringen in einer Behausung.

Sollte es Sie aber irgend-

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wie belasten und stören, so tun Sie es
bitte nicht.

Meine vorläufige Adresse ist die
obenstehende.

Verehrtester, ich denke oft an
Sie. Meine Berliner Zeit war sehr frucht-
bar und mein Fortgehen trennte mich
von manchem Menschen, dessen Nähe mir
große Freude und Anregung war.
Ich hoffe aber, das[s] ich in irgend-
einem Kontakte mit Ihnen bleiben darf.

Ich wünsche Ihnen von Herzen das
Schönste und Herrlichste des Lebens und
freue mich jetzt schon unbändig
auf eine Antwort von Ihnen.

Immer Ihr
dankbarer

Kurt Zimmermann.

Anmerkungen

  1. Neubau der Kunstakademie Düsseldorf in der Golzheimer Heide, Menzelstraße (1923, abgerissen 1974). Ab 1929 diente sie auch als Atelierhaus.