Transkription

11.7.32

Lieber Kolbe, man hat Sie also
in B.[Berlin] gleich mit den brennendsten
Tagesfragen bombardiert. Das Schreiben
der Sec.[Secession] ist inzw. hier auch an-
gekommen. Die neue Aktivität der Sec. -
hat wohl ihren Grund mehr in der
Novembergruppe, die sich sehr aktiv
gebärdet hatte u. sehr deutlich die
wichtigeren Mitglieder der Sec. herüberziehen
wollte. Flechtheim(1) hatte mir im
Winter schon von seiner Sonderbundidee
gesprochen – Jugenderinnerungen! – es
kam mir nicht so vor, als ob er ihn
zustande bringen würde – die Überzeugung
mag bei ihm vorhanden sein – aber
ich fürchte, er ist schon etwas abgekämpft –
u. dann: es muss das auch finanziert
werden u. Fl.[Flechtheim] wird kaum Leute fin-
den, die's tun. Natürlich ist die Idee
gut u. richtig, zumal die Akademie

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vermutl. in ein recht fragliches Fahr-
wasser geraten dürfte. Bei der Sec.
handelt es sich ja nur um eine Aus-
stellung. Ich sehe keinen Grund, dort
nicht mitzutun, vorausgesetzt, dass [sic]
Programm lässt sich so, wie es ist, ver-
wirklichen – u. würde in diesem Sinne
an die Sec. schreiben. Fl's Plan würde
m. E. [meines Erachtens] dadurch ja nicht gestört werden.

Die Akademie fordert zur Herbstaus-
st.[Ausstellung] auf. Soll man ausstellen od. nicht?
Ich hatte u. habe wenig Lust. Die
Kommission ist die alte – wie die neue
aussehen wird, wissen wir nicht – vermutl.
ist für uns Neuankömmlinge wenig
Sympathie – u. der neue Chef hat mit
unserer Fakultät nichts zu tun – Poelzig(2)
als Adjutant – überhaupt ein Architekt
an dem Posten – gefällt mir nicht. Ich
hörte gern Ihre Meinung. – Wichtig
wäre schon Fl. Plan – aber es scheitert
ja schon am Vorsitz – ich begreife nur

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zu gut, wenn Sie keine Lust dazu
haben – u. doch halte ich's nicht für
richtig – unter dem richtigen Vorsitz wirkt
eine solche Gründung suggestiv u. hat
schon 3/4 erreicht. Ich will Sie nicht
überreden – ich hätte ja auch keine Lust
dazu.

Uns geht's ganz gut – nur
mit der Arbeit geht's noch nicht recht
voran. Anfangs gab's hier so weiche
französische Farben – war wohl ein
Rest Frühling – einige heisse Tage haben
das Bild indes heftig geändert – u.
es giebt nun mir sympathischere
Härten.

Herzlichen Gruss – auch
von meiner Frau

Immer Ihr SRottluff