Transkription

Berlin Wilmersdorf
Barstr. 51
1. Dez.[1945]

Lieber Kolbe!

Ein unglückliches Schriftstück
flattert auf meinen Schreibtisch,
von Ihnen verfasst, in No. 10 der
Deutschen Studentenzeitung 1934(1)

veröffentlicht. Wir sind alle sehr
unglücklich darüber, denn wir
glaubten doch, dass Sie innerlich
dieser furchtbaren Gesellschaft
fern gestanden hätten, und ich
glaube es auch heute noch.

Wir wären glücklich, wenn
Sie dafür eine glaubhafte Erklärung
hätten, die Sie entlastet. Persönlich
würde Ihnen niemand von uns
diese Beifallsbezeugung nachtragen,
aber es gibt andere, die nicht
umsonst 12 Jahre im Dunkel
und Verlassensein oder im KZ
gelebt haben wollen. Diese würden
sich melden, wenn Sie an die
Öffentlichkeit treten.

Mit den besten Grüßen

Ihr Hofer

Anmerkungen

  1. Die Redaktion der Studentenzeitung hatte sich wohl 1934 an GK gewandt (Original nicht erhalten) mit der Bitte um eine Zuschrift. GK erbat den Rat von Wilhelm Pinder in dieser Sache und schrieb dazu: „Ich kenne mich in diesem Unternehmen nicht aus. Wissen Sie etwas von diesem Forum und raten Sie mir zu einem Eingehen auf den Wunsch der Redaktion? Von Geburt kein Wortgewaltiger halte ich außerdem nicht viel von Wortbekenntnissen all derer, die darstellen sollen.“ Pinder hatte ihm zugeraten. [s. GK.261_001]

    http://d-nb.info/010969896