Transkription

(Ivo Beucker, Bildhauer, Düsseldorf, Arnoldstr. 10)

20. Okt. 31

Sehr lieber Georg Kolbe!

Lieber aufmerksamer Meister!

Mit dem Grün aus Griechenland kam
ein schöner Sonnenstrahl.

Mir war in der ganzen letzten Zeit wie
einem Kinde, welches unaufhörlich von einer
Krankheit in die andere geworfen wird.

Es geht nun besser, aber ich glaube, den letzten
Schatten der Schwermut muss Georg Kolbe noch
fortwischen. Ich hatte manchmal die Schön-
heit vergessen.

Es ist eine lange Geschichte, warum ich das
Portrait in Berlin doch nicht mache, und
sie ist besser zu erzählen.

Ich möchte nun doch im November zu Ihnen
kommen. Manchmal möchte ich für eine lange
Zeit bei Ihnen bleiben. Wir werden darüber
sprechen, Lieber, ich bin sehr unsicher geworden
und sehne mich nach einer führenden Hand.

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Sie werden mir von Griechenland er-
zählen, von den Tempeln der Götter.

Ich will dann vergessen, daß wir in die-
ser Zeit leben. Man muß es wohl
für eine Weile vergessen.

Schreiben Sie bitte, wann ich Anfang
November kommen kann. Was dann weiter
ist – wir werden es schon finden.

Mit lieben Grüssen

Ihr
Ivo B.