Transkription

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28. Juli 47

Sehr verehrter Herr Professor,

es tut mir so leid, wenn ich immer hören muss,
dass es Ihnen nicht gut geht und dass der schöne Som-
mer Sie so leidend sieht! Schön ist es dieses Mal wirk-
lich. Ich geniesse ihn von Herzen und versuche keine
Angst vor dem Winter zu haben. Der Garten steht in
seinen Resultaten recht gemischt da. Einiges wie Tomaten
gibt es überreichlich (die ersten erröten gerade schüchtern), anderes

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wie Mohrrüben ist fast nicht vorwärtsgekommen und was vor-
handen ist, nur von irgend welchen Würmern oder ähnlichem
Getier weggefressen. Aber eine ganz grosse andauernde Freude ist der
Garten trotzdem!

Ich war mit Begeisterung in der französischen Skulpturenaus-
stellung. Sie ist Gott sei Dank so klassisch, dass die modernen
und modernsten Bildhauer bei uns nachdenklich werden
sollten. Herrlich ist Rodin(1) in 2 grossen Statuen vertreten.
Dann gefiel mir über die Maßen eine Mädchenfigur von
Despiaux. Wenn doch Ihre Ausstellung, die in Frankfurt meine
Freunde entzückte, hier gezeigt würde!

Gestern war Milly Steger(2) bei mir. Es geht ihr besser, sie hat eine
vitale Kraft, die man bewundern muss. Wir haben in herzlichem Anteil

[Einfügung oberer Rand]:
und mit 1000 guten Wünschen Ihrer, sehr verehrter Herr Professor, gedacht und
bedauert, dass wir nicht mehr tun können. Am 17. August will ich für einige

[Einfügung linker Rand, senkrecht):
Wochen verreisen. Wie gern sähe ich Sie vorher! Herzliche Grüße
Ihre Gertrud Richert.