Transkription

Lieber Kolbe!

Ich sagte Ihnen wohl, daß ich bei van Hauth(1) an dem
Abend nicht viel neues gehört habe. Aber soviel wenig-
stens, daß die Regierung nicht „befohlen“ hat, eine Neu-
gründung vorzunehmen, auch nicht, daß sie befohlen hat,
Hofer(2), Barlach(3) etc. draußen zu lassen; sie wünscht nur-
noch Hauth und Hardt’s(4) Auskunft, und „könnte im anderen
Fall der Vereinigung nicht entgegenkommen“.

Aber mich drückt der Schuh. Wird es wirklich so schlimm
sein, wenn „andere Elemente sich der Sache bemächtigen“?
Sollten wir nicht viel eher uns jetzt zurückhalten? Wer
wird springen wollen, wenn gerade Holz gehackt wird.

Ich fürchte, daß unser guter Wille uns denselben Streich
spielt wie den andern der Ehrgeiz.

Ich habe van Hauth geschrieben, ich wäre wohl bereit, als
Juror mitzutun, aber nur unter der Bedingung, daß
Barlach gleich zur ersten Ausstellung aufgefordert wird.
Für die Maler mögen die Maler eintreten.

Frustrieren dürfen wir uns nicht lassen. Man kann sich
leider nicht auf den guten Willen in der Regierung ver-
lassen, solange sie auf Schultze Naumburg(5) hört.

mit herzlichem Gruß Ihr G. Marcks

Ahrendshoop Vorpom[mern], 25.X.33