Transkription

[Postkarte]

14.II 45

Liebe gute Julia, die Post braucht
jetzt viel Zeit von Ihnen zu mir –
eben kommen Ihre lieben Zeilen vom 4.

Habe leider nichts Neues zu melden,
als dass ich beabsichtige, hier in meinem
armen Hause bis zum Schluss zu bleiben,
d. h., solange ich eben noch kampieren
kann. Habe das Fliehen satt. An die Alarme
bin ich bereits wieder gewöhnt. Mag kommen,
was nicht zu hindern ist. M. Schw.[Margit Schwartzkopff] betreut
mich vorbildlich – ich hacke dafür Holz, trage
Kohlen und nagle – die Tage sind ja so
kurz. – Gott schenkt uns vielleicht einst ein

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Wiedersehn?! dann
würde es sich gelohnt haben.
Bald müssen sich klarere
Linien abzeichnen.
M.[Meine] Tochter muss ja auch
hier durchhalten –

das Söhnchen(1) ist auch
aus d. Warthegau
eingetroffen. So
wollen wir an [auf] einen
gnädigen Ausgang
hoffen. In aller Herz-
lichkeit u. Treue

Ihr GK

Julia
Hauff

Stuttgart
Stälinweg 10

(Absender:) Kolbe
Berlin Chlbg 9
Sensburgerallee 25

Anmerkungen

  1. Enkel Georg Kolbes, Bernd von Keudell (31.5.1934 – 6.6.1973)