Transkription

Hierlshagen 23.V 44

Mein lieber Freund Lemperle,

eben kommt die inliegende
Karte zurück, sie trug noch
Ihre alte F.P.Nr.33507.

Inzwischen erreichte mich
Ihre feine Cigarrettensendung
vom 11.VI, die ich mit
herzlichem Dank bestätige.

Sie halten mich mit der Rauch-
ware grossartig über Wasser.

Ich lebe so eintönig und
bettelmässig, dass mir die
Cigarretten ein dringendstes
Labsal bedeuten. Glauben Sie
bitte aber nicht, dass ich zu
charakterschwach sei, um

Seite 2

um mich der Entwöhnung zu
unterziehen. Es sind so
viele Dinge, ja fast alle Ge-
wöhnungen, auf die ich verzichten
gelernt haben, dass mir diese
kleine Sünde gegönnt sei.

Ihr Olio würde, sparsam gebraucht,
zu einem köstlichen Genuss-
mittel, denn es gibt täglich viel
Salat auf dem Tisch. –

Es kam lange kein Brief von
ihrer Hand – Wie mag es Ihnen
ergangen sein? – In Berufs-
sachen habe ich jetzt oft mit
Museumsdirektor Müller Hofstede(1)
Breslau zu korrespondieren –
er schrieb, dass er Sie vom Institut
her gut kenne. – Möchte bald
gute, wenn auch noch so kurze,
Nachricht von Ihnen kommen.

Nächste Woche werden hier meine
erste[n] Tonfiguren geformt! Getreu
in aller Herzlichkeit Ihr Georg K.

Anmerkungen

  1. Cornelius Müller Hofstede (2.2.1898, Geisa – 29.7.1974, Berlin), Kunsthistoriker. Bis 1944 Museumsdirektor in Breslau, nach 1945 in Braunschweig, zunächst Leiter der Gemäldegalerie, ab 1955 Leiter des Herzog-Anton-Ulrich-Museums.

    http://d-nb.info/gnd/126750637