Inhaltsangabe
Zu Kolbes Atelier in Rom. Zum abschlägigen Bescheid aus Dresden in Zusammenhang mit der Bewerbung um ein Stipendium.
Transkription
Rom, am 21. Nov. 98.
Sehr geehrter Graf!
Heute bin ich drei Wochen in
Rom, und eine Woche ist es,
daß ich ein Atelier besitze, welche lest letztere Zeit überhaupt nur
in Betracht kommt.
Mein Atelier liegt via
Margutta, es ist schön, groß
und teuer. Aber ich denke, daß
nur hier die Arbeit gut gehen wird.
Mit Greiner(1) komme ich auch
zusammen, soweit es die
Zeit auf beiden Seiten gestattet.
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Er war am Samstag zum ersten
Male bei mir.
Bei meiner Ankunft fand ich
kalte Herzen. Der Herr Roß(2) freute
sich über einen erlogenen Gruß
von Ihnen, und das war Alles.
Ich werde kaum wieder zu dem
Mann kommen.
Greiner war erst auch ganz kalt,
ward aber warm und ist gut gegen
mich.
Vor wenig Tagen erhielt ich aus
Dresden den abschlägigen Bescheid.
Das ist nicht schön, aber auch nicht
unverhofft.
Ihr Bild wird nunmehr durch
meinen Vater nach Berlin
gesandt werden. Wollen Sie
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gern an mich denken, u wenn Sie
es später in Paris haben werden.
Wie Sie jetzt gehen und arbeiten,
wüßte ich gern.
Von mir kann ich noch nichts
Bezeichnendes sagen.
Wenn ich mich erhalten kann, werde
ich gewiß sehr lange in Rom
bleiben.
Ich sende Ihnen einen
schönen Gruß!
Georg Kolbe.
Rom, via Margutta 54.