Transkription

(Berlin-Charlottenburg 9, Sensburger Allee 25, J 9 Heerstrasse 4928)

25. III 35

Liebe Frau Heimhold,

Ihre freundlichen Zeilen
der letzten Wochen er-
reichten mich, als ich gerade
aus München zurückkam,
wo ich mit anderen Künstlern
eine Berliner Ausstellung(1) zu
betreuen hatte. Vielleicht er-
fuhren Sie aus der Zeitung, dass
unsere Schau dort nicht
den Beifall der offiziellen
Männer fand mit der Aus-
wirkung der Entfernung von
25 Werken vor der Eröffnung.

Gesundheitlich ist
bei mir alles in Ordnung.

Seite 2

Mit der Arbeit geht es be-
scheiden. Nächsten Monat soll
nun meine Kriegergruppe(2) in
Stralsund zur Aufstellung
kommen. Wer weiss, ob dies
hindernislos vor sich gehen kann.
Zu viele Mächte stehen
noch gegeneinander.

Oft dachte ich, dass Sie
jetzt wohl in einer harten
Zeit leben werden und
bin schon beruhigt, dass Ihre
Worte eine feste Haltung
zeigen.

Ab Mitte Mai bin ich be-
stimmt wieder bei gewohnter
Tagesordnung – falls Sie Ihr
Weg wieder einmal in meine
Werkstatt führen mag.

Mit vielen Grüssen

Ihr Georg Kolbe

Anmerkungen

  1. Ausstellung Berliner Kunst in München, Neue Pinakothek, 15. März bis Mitte Mai 1935

  2. Werk Georg Kolbes, Krieger-Ehrenmal Stralsund, eingeweiht November 1935