Transkription

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1.XI 40

Liebe verehrte Frau Ritter, heute
mittag landete wohlbehalten
Ihr liebes Paket, mich ebenso er-
freuend wie jedes, was von Ihnen
kam – Wie gütig, dass Sie meinten,
die letzte Sendung Eier müsse
verbraucht sein – wäre es auch,
wenn ich nicht i. Erkenntnis der
wachsenden Knappheit ein Sparsystem
angewandt hätte – jeden 2. Tag ein Ei!

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Beste Frau Ritter, Sie sollen sich
nicht zuviel um mich sorgen,
ich bin glücklich über die kleinste
Kleinigkeit – schon diese ist zuviel.
Sie haben andere Sorgen wie ich zu
m. Schrecken nun erfuhr. Was müssen
Sie gelitten haben um Ihr Söhnchen.
Gottlob ging dieser Kelch an Ihnen
vorüber – Die Engländer haben
uns jetzt eine Reihe ruhiger Nächte
gegönnt. Sollte es schon zu kalt sein?
Ihnen herzlich dankend grüsst Sie
wie Frl. E.(1) (sie kommt immer strahlend
mit Ihrer Sendung herein) stets Ihr

Georg Kolbe.

Anmerkungen

  1. Irmgard Engelke, Haushälterin von Georg Kolbe bis Ende 1943