Transkription

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21.III 40

Verehrte, liebe Frau Ritter,

dass Sie so viel Freude
an der kleinen Statuette(1)
haben, ist eine schöne
Genugtuung für mich. So-
genannte materielle Werte
stehen hier nicht in Frage.

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Ihre Handlung gleich zu
Beginn des Winters, als Sie
mich besuchten und Gaben
für mein Wohl mitbrachten,
und die folgenden Sendungen,
all dies zeigte mir Ihre gütige
Einstellung, die ich mit Dank
hinnahm, weil ich Ihre
natürliche Herzlichkeit empfand.
Und dies war noch mehr

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II

als die an und für sich jetzt
so gewichtige Ernährungsfrage.
Kurz, meine Freude war sehr
gross und wie leicht wurde
mir die Gegenspende gemacht,
da ich einen Wunsch Ihrer
Seite kannte.

Heute kam nun das neue
Paket mit den schönen, mir

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unerreichbaren Dingen brachte.
Haben Sie abermals vielen
herzlichen Dank!

Nun aber meine ich Sie bitten
zu müssen, sich und die Ihren
nicht weiter zu berauben. Denn
das kann ich mir ausrechnen,
dass Sie erstens selbst für die
Familie eben das Gleiche brauchen
und zweitens noch viele Freunde
haben, die bedürftig sind. Ja?
Wie immer Ihr Georg Kolbe

Anmerkungen

  1. Werk Georg Kolbes, evt. "Statuette", Bronze 1925