Transkription

Lieber Herr Kolbe!
Ihren Brief nebst Froschphoto’s habe ich
erhalten; nachdem ich nun Ihre Ansicht
über das gekrönte Tier und seine Di-
mensionen etc. mir überlegt habe, bin
ich Ihrer Ansicht, da Sie den Sockel wohl
gern in der angegebenen Größe zu
lassen wünschen. Daß dann auch der
Frosch in der bezeichneten Weise nur
den Raum einnehmen darf, ist selbst-
verständlich, aber wenigstens die
Krone, glaube ich, könnten Sie, ohne
dem Ganzen zu nahe zu treten, etwas

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größer halten, damit das Wunder-
tier charakterisiert sei. Was nun die
Qualität des Steines anlangt, so wäre
mir einer aus unserer nahen Nachbarschaft
natürlich am liebsten, was Sie aber
an röthlichem Steine sahen, ist eine
sehr wenig geeignete Porphyrart,
von der, besonders da der Stein großen
Theils im Wasser steht oder davon be-
spült wird, wenig Solidität erwartet
werden kann; ebenso ist es mit dem
unweit davon gebrochenen Sandstein,
der schnell verwittert. Ich glaube daher,
daß wir nicht darum herum kommen
werden, einen nicht allzu grobkörnigen

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rothen Granit zu wählen, den jeder tüchtige
Steinmetzmeister beschaffen und bearbei-
ten kann; es wird dies zwar theurer
kommen, aber unserem Klima wider-
steht sonst kein Stein. Da ich nicht
weiß, wieviel Wasserspeier gedacht
sind, so kann ich mir auch nicht das
vorstellen, was Sie meinen, daß zwei
Steine nöthig sein würden, wenn Sie
mir aber die versprochene Zeichnung
schicken wollten, würde ich es leicht
verstehen. Ich muß Sie aber nach alle-
dem nun bitten, den ganzen Sockel
selbst zu bestellen, da ich dafür weder
Zeit noch Gelegenheit haben werde.

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Ueber die Aufstellung des Brunnens(1)
kann ich noch keinen Zeitpunkt nennen,
da es durchaus zweifelhaft ist, ob u. wann
wir nach Tiefhartmannsdorf kommen
werden; da ich noch allein hier bin und
meine Frau erst in nächster Woche aus
Florenz zurückkehrt, so bitte ich Sie, sich
bis dahin zu gedulden.

Indem ich Ihre Nachricht, wann die
Figur im Gusse fertig sein wird und
die Zeichnung des Sockels erwarte,
bin ich

Ihr
sehr ergebener
F Graf Harrach

Berlin
12.5.1903

Anmerkungen

  1. Werk Georg Kolbes, Badende (Brunnenfigur für Ferdinand Graf Harrach), 1902, s. Hermann Schmitt: Georg Kolbe, in: Zeitschrift für Bildende Kunst, Januar 1904, S. 81 f., Abb. S. 82