Transkription

[Typoskript]

(Galerie Ferdinand Möller, Berlin W 35, Kluck-Strasse 12, Fernsprecher: 22 17 12)
(2) [Postleitgebiet] z. Zt. Zermützel, den 4. April 1946

[Stempel: Haus am Tegernsee, Zermützel bei Altruppin]

Herrn
Professor Georg Kolbe
Berlin Charlottenburg
Sensburger Allee 25

Sehr verehrter Herr Professor!

Aus den Mitteilungen in den Zeitungen habe ich erfahren, daß
Sie das Kriegsende einigermaßen überstanden haben und sich
schon wieder an dem künstlerischen Leben Berlins beteiligen.
Ob Sie dieser Brief, an die alte Adresse gerichtet, erreichen
wird, weiß ich nicht, aber ich möchte Ihnen auf jeden Fall
meine Freude darüber sagen, daß ich wieder von Ihnen hörte.

Durch die Schwierigkeit, die Galerieräume der Kluckstraße 12
instandzusetzen – sie haben in den letzten Kriegstagen einen
Volltreffer erhalten – muß ich versuchen, zunächst meine Arbeit
von hier aus fortzusetzen; ich habe in meinem Landhaus einen
Teil des Kunstbesitzes und die Bibliothek retten können.

Hoffentlich geht es Ihnen gesundheitlich einigermaßen. Wenn wir
auch ernährunsmäßig nicht wesentlich besser gestellt sind
als in Berlin, so haben wir hier doch nicht das bedrückende Ge-
fühl, in einer zerstörten Stadt zu leben.

Mit besten Empfehlungen und Grüßen, auch von meiner Frau

Ihr
Ferd. [Ferdinand] Möller.