Transkription

Sachsenhausen, b. Berlin, d. 13.12.46

Lieber Herr Kolbe!

Nach fünf Jahren Krieg und Gefangenschaft
zurück sind meine Gedanken bei Ihnen. Gern
gedenke ich unserer Gespräche in früheren Jahren,
in denen Sie manches voraussahen. Ich war
sehr erfreut, als ich hörte, dass Sie da sind und
arbeiten. Meine Familie hat der Krieg gefressen.
Bruder und Schwester tot. Meine Frau ist verschleppt.

Nun arbeite ich in meiner kleinen Werkstatt.
Mein Haus ist mir geblieben. Es wäre mir

Seite 2

eine grosse Freude, Sie im nächsten Jahr einmal
besuchen zu dürfen. Vielleicht geben Sie mir Ihr Ein-
verständnis. Ich wünsche Ihnen eine gute Weihnacht
und ein besseres neues Jahr!

Ihr
Eugen Clermont

Sachsenhausen b. Berlin Haus Clermont